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Regionalisierung ergänzt Globalisierung

Das Subsidiaritätsprinzip stellt Selbstverantwortung vor staatliches Handeln. Demnach sollen zu lösende Aufgaben zuerst auf der Ebene der kleineren Einheiten (Kommune, Region) umgesetzt werden, bevor höhere oder größere Einheiten (Staat, Union) einbezogen werden. Das Prinzip soll übertriebenen Zentralismus verhindern und Bürgernähe schaffen.

Der Planet Erde ist keine einheitliche Kugel. Er ist ein in sich vernetzter Organismus, dem eine enorme Vielfalt von Strukturen entspringt. Der Prozess der Globalisierung verbindet Strukturen weltweit und schafft neue Möglichkeiten für die Menschheit und ihre Entwicklung. Globalisierung wird (und darf) die Vielfalt der Welt jedoch nicht abschaffen. Um die Vielfalt zu bewahren und das Globale in sich zu strukturieren verstärken sich mit der Globalisierung andere Strukturierungsprozesse. Regionalisierung ist einer davon.
Regionalisierung: Prozess der Zukunft? (Ein Debatten-Anstoss.)

Eine Region ist ein geografischer Raum. Sie formt sich als Netzwerk aus Kommunen und lokalen Akteuren, die sich an politischen, landschaftlichen, historischen, kulturellen oder wirtschaftlich gewachsenen oder entstehenden Strukturen orientieren. Als Regionalisierung kann der Prozess bezeichnet werden, bei dem Akteure miteinander kooperieren und Netzwerke bilden, die regionale Strukturen verstärken oder neu schaffen.

Aus Sicht des einzelnen Menschen sowie aus Sicht anderer kleiner Akteure (Kommunen, Vereine, lokal agierende, kleine und mittelständische Unternehmen) bedeutet Regionalisierung die Bildung größerer Strukturen, dessen Teil sie sind. Sie agieren künftig oft in einem regionalen Kontext. Dies macht Sinn, da die meisten dieser kleinen Akteure die meiste Zeit in diesem kleinräumigen Rahmen verbringen. Aus Sicht größerer Städte bedeutet Regionalisierung die engere Einbindung ins Umland, was sowohl dem ländlichen Raum als auch der Stadtentwicklung dienlich ist.
Aus Sicht großer global agierender Akteure ist Regionalisierung gleichbedeutend mit Dezentralisierung. Angesichts der Dominanz globaler Großkonzerne auf wirtschaftlicher und politischer Ebene kann dies einen Machttransfer hin zu der Masse kleinerer Akteure nach sich ziehen. Für Organisationen und Unternehmen ist die zunehmende Regionalisierung eine Herausforderung, der sie sich anpassen müssen, wenn sie davon profitieren wollen.

Akteure der Regionalisierung in Europa

Regionalisierung = Nationalismus?

Die Dezentralisierung von Strukturen ist nicht zwingend diskriminierend. Sehr wohl kann Regionalisierung aber von nationalistischen Tendenzen überfahren werden. Besonderer Bedeutung kommt deshalb grenzüberschreitenden Regionen zu, wie sie in fast allen alten Nationen existieren. Grenzüberschreitende Regionen zeigen bereits heute, wie Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt gepaart mit Weltoffenheit gelebt werden kann.
Regionalisierung bedeutet keine Abschottung vom Rest der Welt. Dezentrale Lebens-, Wirtschafts- und Politikentwürfe funktionieren nur, wenn sie sich als integraler Bestandteil des globalen Ganzen verstehen, dabei aber zugleich ihre Besonderheit betonen. Akteure der Regionalisierung sollten sich darauf konzentrieren, menschenwürdige Bedingungen in den Regionen herzustellen, nicht aber, Menschen von anderswo auszugrenzen. Der Prozess sollte wohlwollend aufgegriffen werden, so lange er den Menschen zugute kommt. Regionalität und Regionalisierung sollten jedoch nicht Selbstzweck werden und in extremen Regionalismus ausarten.

Pressespiegel

Ein Debatten-Anstoss: Regionalisierung: Prozess der Zukunft?

Regionale Selbstverwaltung, Selbstversorgung, Selbstorganisation